Preisbildung von 3D-Druck-Erzeugnissen – warum es nicht nur „ein bisschen Filament“ ist

Preisbildung von 3D-Druck-Erzeugnissen – warum es nicht nur „ein bisschen Filament“ ist

„Warum kostet das so viel? Das bisschen Plastik kostet doch nur ein paar Euro!“ – Dieser Einwand taucht im 3D-Druck immer wieder auf. Tatsächlich liegt der Kilopreis vieler Filamente zwischen ca. 20 – 30 €, doch ein marktfähiges Produkt besteht nicht nur aus Material. Dieser Artikel zeigt Schritt für Schritt, welche Faktoren in die Preisgestaltung einfließen – transparent, technisch fundiert und praxisnah.

 


1) Entwicklungszeit & Konstruktion

  • CAD-Konstruktion: Arbeitszeit, Know-how, Software-Lizenzen (100€ / Monat)
  • Prototyping: zahlreiche Iterationen, Testdrucke, Passform- und Belastungstests.
  • Design-for-Print: Materialwahl, Wandstärken, Infill, Stützstrukturen, Bauteilorientierung.
  • Validierung & Dokumentation: Druckprofile, Prüfroutinen, Montageanleitungen.

Ohne diese Vorleistungen gibt es kein zuverlässiges, sicheres und reproduzierbares Produkt.

 

2) Der Druckprozess selbst

  • Materialeinsatz: PLA+, PETG, TPU oder technische Filamente mit teils deutlich höheren Preisen.
  • Maschinenzeit: Jedes Teil belegt den Drucker oft mehrere Stunden – in dieser Zeit kann er nichts anderes produzieren. Und nein - schneller Drucken ist oft keine Lösung: für höchste Qualität und Haltbarkeit müssen die Lagen sauber verschmelzen… und das braucht Zeit.
  • Energieverbrauch: Heizelemente, Bauraum, Bewegungsachsen.
  • Manuelle Eingriffe: z. B. Einsetzen von Muttern (Print-in-Place), TPU-Einlagen, Entgraten, Reinigen.
  • Qualitätssicherung: Sicht- und Maßprüfung, Funktionscheck, Ausschussquote.

 

3) Abnutzung & Investitionen

  • Verschleißteile
  • Wartung & Kalibrierung: für wiederholgenaue Ergebnisse.
  • Abschreibung der Maschinen: Drucker haben eine begrenzte Haltbarkeit - und verlieren daher über die Nutzungsdauer an Wert – dieser Anteil gehört in die Kalkulation.

 

4) Betrieb & Infrastruktur

  • Shop & Multichannel: Gebühren für Shopify, eBay, Amazon, Etsy etc.
  • Zahlungsdienstleister: PayPal, Klarna, Shopify & Co. berechnen prozentuale Gebühren plus Fixkosten.
  • Buchhaltung & Steuern: Software, Steuerberatung, Compliance.
  • Marketing & Content: Produktfotos, Werbung, SEO.

 

5) Service, Rücklagen & Risiko

  • Kundenservice: Beratung vor und nach dem Kauf, Reklamationsbearbeitung.
  • Rücklagen: für Umsatzsteuer, Kulanz- und Garantiefälle.
  • Gewährleistung: Händler tragen gesetzliche Pflichten und Risiken.

 

6) Versand & Verpackung

  • Verpackungsmaterial: Kartons, Polster, Etiketten.
  • Gesetzliche Vorgaben: z. B. Registrierung & Entsorgung nach VerpackG (LUCID).
  • Arbeitszeit: Kommissionieren, verpacken, frankieren.

 

7) Der größte Block: Arbeitszeit & Know-how

Der wesentliche Kostenfaktor ist nicht das Filament, sondern Menschenzeit: Entwicklung, Drucküberwachung, Nacharbeit, Qualitätssicherung, Versand und Support. Professionelle Anbieter tragen zudem das Ausfall- und Ausschussrisiko – beim Kunden kommt nur einwandfreie Ware an.

 

8) Beispielhafte Mini-Kalkulation (vereinfachte Annahmen)

Beispiel: Ein Produkt mit 100 g PLA+ (25 €/kg), 8 h Druckzeit.

  • Material: 0,1 kg × 25 € = 2,50 €
  • Energie (Ø 120 W × 8 h ≈ 0,96 kWh, 0,35 €/kWh): ≈ 0,34 €
  • Maschinenzeit inkl. Abschreibung/Verschleiß (z. B. 2 €/h × 8 h): 16,00 €
  • Handarbeit & QS (z. B. 10 min): ≈ 5,00 €
  • Verpackung/Logistikanteil: ≈ 1,00 €
  • Fixkostenanteil (Shop, Buchhaltung, Tools): ≈ 2,00 €

Schon vor Gebühren, Steuern, Rücklagen und Unternehmergehalt liegen die Selbstkosten in diesem Beispiel bei rund 26,84 €. Wird das Produkt Netto für 34,95 € angeboten, beträgt der reine Materialanteil lediglich ca. 7 % – der Rest sind Leistung, Zeit, Maschinen und Service.

Hinweis: Die Zahlen dienen der Illustration. Je nach Bauteil, Material, Druckdauer, Qualitätsanforderung und Vertriebsweg variieren die Werte deutlich.

 

Fazit

3D-Druck ist flexible Kleinserien-Fertigung mit hohem Entwicklungs- und Serviceanteil – kein reiner Materialverkauf.

Der Preis eines 3D-Druck-Produkts bildet den gesamten Lebenszyklus ab: von der Idee über Prototypen, Maschinenzeit und Qualitätssicherung bis hin zu Versand, Gewährleistung und Support. Wer ein solches Produkt kauft, investiert nicht in „ein bisschen Filament“, sondern in ausgereifte Funktion, Haltbarkeit und verlässlichen Service.

 


Transparenz-Checkliste für Käufer:innen

  • Gibt es Angaben zum verwendeten Material?
  • Wird das Produkt getestet und qualitätsgeprüft ausgeliefert?
  • Wie werden Garantie, Kulanz und Support geregelt?
  • Ist der Shop als gewerblich registriert und rechtskonform aufgestellt?

Fragen zur Kalkulation oder zu einem konkreten Produkt? Schreib uns gern – wir legen unsere Prozesse offen und beraten transparent.

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